Fm E-Konzept 1969

Der Führungsstab der Luftwaffe - III 5 - erließ im Jahr 1969 die "Besondere Anweisung für den Einsatz der Führungsdienste Luftwaffe Nr. 4", die das Fernmelde-Konzept für den ortsfesten und beweglichen Einsatz eines Flugkörpergeschwaders PERSHING zum Thema hatte.

Dieser Besonderen Anweisung lagen seinerzeitige Bezugsdokumente zugrunde, die die gültigen NATO- und nationalen Einsatz-Erfordernisse dokumentierten. Das waren im Wesentlichen

  • das "SACEUR Concept of Operations for PERSHING Missile Units" vom 01.02.1967
  • die "Technical Criteria and Standards for PERSHING Infrastructure" vom 17.05.1968 und
  • die Forderungen für die nationale Führung der PERSHING-Verbände.

Für den Aufbau des Fernmeldeverbindunsgdienstes in einem Flugkörpergeschwader PERSHING wurden damals die folgenden Kriterien als bindend festgelegt:

Das Waffensystem ist voll beweglich.

  • Den FK-Verbänden werden Kampfaufträge im Rahmen des "General Strike Plan" zugewiesen.
  • Die FK-Geschwader betreiben bereits im Frieden am Friedensstandort einen ausgebauten und ortsfesten Gefechtsstand (WOC). Nach Auslösung von "ACE Simple Alert" bzw. höherer Alarmierungsstufen werden die FK-Staffeln von einem mobilen Gefechtsstand aus geführt.
  • In Friedenszeiten befindet sich jeweils eine FK-Staffel in einer ausgebauten Bereitschaftsstellung (QRA) in ständiger Sofortbereitschaft.
  • Nach Auslösung von "Simple Alert" beziehen alle FK-Staffeln vorerkundete Feldstellungen und wechseln diese in häufigen und unregelmäßigen Zeitabständen.
  • Verwaltung und Freigabe der Sondermunition (i.e. Raketen-Gefechtsköpfe) liegt in US-Zuständigkeit, für den Transport von Sondermunition gelten Sonderbestimmungen.

Der Auftrag der Führungsdienste in einem Flugkörpergeschwader PERSHING war, die für die Übermittlung der "R-Hour Message", sowie die Einsatzführung und Versorgung des FK-Verbandes geforderten Fernmeldeverbindungen nach Zahl und Art in jeder Einsatzphase bereitzustellen, zu unterhalten und zu betreiben. Zur Durchführung dieses Auftrages verfügte ein Flugkörpergeschwader PERSHING über Fernmeldezüge in der Stabsstaffel und den FK-Staffeln, die mit den erforderlichen Fernmeldesystemen und -geräten ausgestattet waren.

Mit diesen Systemen und Geräten war der Fernmeldeverbindungdienst eines Flugkörpergeschwaders PERSHING in der Lage

  • Draht-Fernmeldeverbindungen und
  • Funk-Fernmeldeverbindungen als
    • Richtfunkverbindungen
    • allgemeine ungerichtete Funkverbindungen und
    • Tropo-Scatterverbindungen

einzurichten, um damit

  • Fernsprech-
  • Fernschreib-
  • Funkfernschreib- und
  • Datenübertragungsverbindungen (SCARS = Status Control Alert and Reporting System)

einrichten, betreiben und unterhalten zu können.

FmVerbindungen FKStff, FmVerbindungen VersStff, FmVerbindungen SichStff.

Bezüglich des Einsatzes dieser Fernmeldekomponenten eines Flugkörpergeschwaders PERSHING wurde in der "Besonderen Anweisung für den Einsatz der Führungsdienste Luftwaffe Nr. 4" folgendes festgelegt:

  • Im Frieden stellen die drahtgebundenen Fernmeldeverbindungen die Haupt-Fernmeldeverbindungen eines FK-Verbandes dar. Sie sind grundsätzlich im Rahmen der bestehenden Fernmeldenetze bereitzustellen. Diese für die Einsatz- und Versorgungsführung erforderlichen Draht-Fernmeldeverbindungen sind in Friedenszeiten auf die infrastrukturmäßig erstellten Fm-Einrichtungen des ortsfesten Gefechtsstandes des Geschwaders (BOC), sowie der sich in QRA-Bereitschaft befindenden FK-Staffel aufzuschalten.
  • Darüber hinaus sind überlagernde taktische Funkkreise als Ausweich-Fernmeldeverbindungen einzurichten, die die Führung der Gefechtsstände der NATO mit nachgeordneten Führungsstäben, dem Geschwader-Gefechtsstand und der FK-Staffel im QRA-Einsatz verbinden und überlagern.
  • Daneben sind ständige Funkkreise für den verbandsinternen Befehls- und Meldeverkehr zur Einsatzführung im Bereich des Verbandes selbst, dem Materialnachschub und der Anforderung und dem Transport von Sondermunition (Convoy-Absicherung) einzurichten.
  • Im Spannungsfall bzw. bei Übergang vom ortsfesten in den beweglichen Einsatz und im beweglichen Einsatz selbst sind Funk, Tropo-Scatter und teilweise Richtfunkverbindungen die Haupt-Fernmeldeverbindungen innerhalb eines Flugkörpergeschwaders PERSHING.
  • Dabei muss ein verzugsloser Übergang vom ortsfesten in den beweglichen Einsatz und die unterbrechungslose Befehls- und Meldeübermittlung im beweglichen Einsatz bei häufigem Wechsel der Standorte durch die Einheiten gewährleistet sein.
  • Wo und wenn möglich sind auch im beweglichen Einsatz die drahtgebundenen Fernmeldeverbindungen zu den Einsatzführenden Dienststellen über im Einsatzraum vorerkundete Anschaltpunkte der Deutschen Bundespost wiederherzustellen.